In unserem Forum gibt es einen neuen Bericht über das astrein von Eric Werner in Köln. Er schaffe es, teilweise altväterlich klingende Kreationen von jeglichem Staub zu befreien und sie mit wenigen Twists in das „Hier und Jetzt“ zu katapultieren, heißt es im Fazit. Hier gibt es den gesamten Bericht von El Grande Gourmet (mehr…):

Am Freitag, den 11.02.22, reisten Frau Grande und ich nach Köln, um gebührend meinen nun leider auch schon 45. Geburtstag nachzufeiern (ja, ja, man wird nicht jünger). Da meine erste Wahl, das „Le Moissonnier“, welches ich schon seit Jahren auf dem Zettel habe, leider schon wieder recht weit im Voraus ausgebucht war, ging es für uns zum fast direkt angrenzenden Nachbarn in der wenig pittoresken Krefelder Straße, dem von Eric Werner geführten „Astrein“. Da ich die Küchenleistung von Eric Werner von einem Besuch in der Kettwiger „Residence“, in der er damals zusammen mit Erik Arnecke das Küchenchefduo stellte, vor einigen Jahren noch in recht angenehmer Erinnerung hatte, schien mir diese „zweite Wahl“ durchaus keine Verlegenheitslösung, sondern eine fast gleichwertige Alternative zu sein.

Da das Wetter sich an dem besagten Freitag abends von seiner eher durchwachsenen Seite zeigte, ging es für Frau Grande und mich um 19.20 Uhr von unserem Domizil, dem retro-futuristisch angehauchten „25hours Hotel The Circle“, mit dem Taxi zum nicht allzu weit entfernten Lokal, in dem man uns freundlich empfing und zu unserem Tisch in der Nähe der halboffenen Küche geleitete. Hier konnte man – was man heute in den vielen neueröffneten Hypster-Adressen mit brutal-lokaler Attitüde nicht mehr allzu oft sieht – doch wirklich Köche mit langen, gestärkten Kochmützen und ohne Ganzkörpertattoos bewundern, was schon ein erster Fingerzeig dahingehend war, dass man es hier wohl eher mit einem Etablissement klassischen Zuschnitts (trotz des eher locker-bistroartig, mit Dschungeltapete daherkommenden Ambientes) und weniger mit einem Vertreter aus dem Dunstkreis der Nova-Regio-Fraktion zu tun hatte…

Nach einem Cremant vorweg und herrlichem Sauerteigbrot (welches den ganzen Abend über fleißig nachgereicht wurde…) servierte man uns folgendes Menü, welches zum wohlfeilen Preis von 138 Euro offeriert wurde: Grüße aus der Küche

Am Ende des Abends waren Frau Grande und ich uns einig, dass wir mit dem „Moissonnier“ in paar Häuser weiter wahrscheinlich kaum besser gefahren wären, denn die Küchenperformance, welche hier von den Amuses bis zu den Petit Fours abgeliefert wurde, war „a la bonheur“. Es bedarf schon einiges an Mut, um in heutiger Zeit in einer Großstadt wie Köln ein Restaurant zu eröffnen, welches mit einer sehr klassisch-französisch basierten Küchenlinie reüssieren und damit gleichzeitig auch ein etwas jüngeres Publikum ansprechen möchte, aber dieser Mut scheint belohnt worden zu sein, denn an jenem Freitagabend war das Lokal bis auf den letzten Platz besetzt. Dieses wird zu einem großen Teil darin begründet liegen, dass Eric Werner es schafft, teilweise altväterlich klingende Kreationen von jeglichem Staub zu befreien und sie mit wenigen Twists in das Hier und Jetzt katapultiert. Die Grundlage der Gerichte bilden zwar meist sattsam bekannte Edelprodukte wie Stör, Kaviar, Bresse-Geflügel und Trüffel, aber diese werden so elegant und gekonnt in leicht modernisierte Zusammenhänge gebracht (indem sie z.B. mit schwarzem Rettich, Salzmandel-Salsa, Tonkabohne oder fruchtigen Elementen wie Him- oder Preiselbeere kombiniert werden), dass sie unglaublich süffig, aber weniger schwer anmuten, als man sie vielleicht aus französischen Traditionslokalen kennt. Herausragende Beispiele für diese überzeugende Verschmelzung zu einer (nennen wir sie mal) „Neoklassik“ waren z.B. die vegetarische Torte von der roten Beete („Neo“) oder der Strudel von Bresse-Geflügel und Taube („Klassik“), der ein großes Verständnis des klassischen Küchenhandwerks offenbarte. Die 17 Punkte im Gault sowie der Stern im Michelin gehen somit für diese souveräne und handwerklich bemerkenswerte Leistung vollauf in Ordnung!

Der lockere, sehr natürlich agierende Service (einige Gänge wurden von den Köchen selbst serviert), der zugewandte Sommelier, die hochklassige Weinbegleitung und das entspannte Ambiente fügten sich zusammen mit der oben beschriebenen Küchenleistung zu einem genussfördernden Ganzen, sodass man für das „Astrein“ aus meiner Sicht eine unbedingte Empfehlung aussprechen darf!

Nach dieser „astreinen“ Leistung spazierten Frau Grande und ich – das Wetter hatte sich gebessert – beschwingt durch die kühle Kölner Nacht zurück zum Hotel, wo wir in der „Monkey Bar“ in der achten Etage mit Domblick als kleinen Absacker einen „Gin Basil Smash“ zu uns nahmen und die genossenen Gänge noch einmal Revue passieren ließen…